Publikationsdatum 09.11.2023
Gewässerschutz-Experte mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet
Der Tessiner Luca Vetterli erhält einen Doktor honoris causa für sein Engagement für den Moor- und Gewässerschutz zu Gunsten der Biodiversität in der Schweiz. Der amerikanische Mediziner Mark Musen wird seinerseits für seine Arbeit der künstlichen Intelligenz im Bereich Gesundheit ausgezeichnet. Präsidiert wird die Veranstaltung am 15. November von Nationalratspräsident Martin Candinas.
Am jährlich stattfindenden Dies Academicus verleihen die fünf Fakultäten der Universität Freiburg je einen Ehrendoktortitel an verdiente Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und Medizinische Fakultät hat sich in diesem Jahr für Dr. Luca Vetterli entschieden, da er sein ganzes Leben dem Schutz der Biodiversität und der Feuchtgebiete in der Schweiz gewidmet habe. Die Biodiversität steht heute wegen der Klimakrise und der Energieknappheit unter Druck. Mit der Auszeichnung möchte die Fakultät klar zum Ausdruck bringen, dass die Erhaltung des Planeten ein vorrangiges Ziel von allen ist.
Der langjährige Geschäftsführer von Pro Natura Ticino ist heute im nationalen Zentralvorstand. Seit den 80er-Jahren setzt er sich für den Moorschutz ein und arbeitete am Inventar der Hoch- und Übergangsmoore. Heute sind schweizweit 551 Moore geschützt, darunter auch 31 Objekte im Kanton Freiburg gemäss Hochmoorverordnung. In den letzten gut 20 Jahren war er äussert aktiv im Bereich Gewässerschutz und Wasserkraft.
Wo sich Gesundheit und künstliche Intelligenz überschneiden
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät hat sich für Professor Mark Musen von der Standford Universität (USA) entschieden. Musen befasst sich mit der Schnittstelle zwischen künstlicher Intelligenz und dem Bereich der menschlichen Gesundheit. Zudem arbeitet er in verschiedenen Projekten mit Forschenden der Unifr zusammen.
Musen studierte Biologie und Medizin. Er begann früh sich mit Informatik und Daten auseinanderzusetzten. Seine Gruppe entwickelte Protégé, die weltweit am weitesten verbreitete Technologie zur Erstellung und Verwaltung von Terminologien und Informationen mit logischen Zusammenhängen. Dr. Musen war Vorsitzender der Beratungsgruppe für Gesundheitsinformatik und Modellierung für die Überarbeitung der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Zurück in der Schweiz
Ein weiteres Freiburger Ehrdoktorat geht in die USA. Ann Blair wird von der Philosophischen Fakultät ausgezeichnet. Die Geschichtsprofessorin der Harvard Universität ist Expertin für den Humanismus und die Gelehrtenkultur des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie kennt die Schweiz gut, wo sie elf Jahre lang gelebt und 1980 die Matura gemacht hat. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Beziehungen zwischen Wissenschaft, Religion und Politik mit seiner meisterhaften Dissertation über Jean Bodin.
Dank der Theologische Fakultät darf sich der Physiker, Philosoph und Theologe ist Hans-Dieter Mutschler künftig Doktor honoris causa nennen. Die Fakultät würdigt ihn als einen der wenigen Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum, der das Gespräch zwischen Theologie und Naturwissenschaften in wissenschaftstheoretisch gegründeter Weise zu führen vermag. Mutschler ist seit mehr als 30 Jahren ein vielgesuchter Gesprächspartner in interdisziplinären Arbeitskreisen auch in Frankreich und Polen.
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät schliesslich würdigt den ungewohnt engagierten Lebenslauf von Pascal Ancel. Als Professor für französisches Recht lehrte er zunächst in Lyon und St-Etienne. Seine Werke zu Bürgschaft, Kreditrecht und zum Recht der Sicherheiten wurden zu Referenzen. Doch dann entschied er sich 2011 für eine neue Herausforderung, als in Luxemburg die erste Rechtsfakultät gegründet wurde. Er übernahm das Obligationenrecht bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2018 und erstellte ein Werk über den Vergleich zwischen französischem, belgischem und luxemburgischem Recht. Zudem analysierte er auch detailliert die Auswirkungen eines mehrsprachigen Systems wie das des luxemburgischen Rechts.
«Höchster Schweizer» amtet als Ehrenpräsident
Der aktuelle Nationalratspräsident Martin Candinas hat für die Ehrenpräsidentschaft am Dies Academicus zugesagt. Man darf gespannt sein auf die Rede des fünfsprachigen Bündners in der Aula Magna. Traditioneller Ehrengast ist ein Bezirk des Kantons Freiburg. Nach dem Seebezirk im vergangenen Jahr ist die Reihe nun am Glanebezirk. Nebst den Ehrendoktortiteln werden am Dies Academicus verschiedene wissenschaftliche Auszeichnungen und Preise an talentierte Nachwuchsforschende verliehen.
Konferenzen der neuen Ehrendoktoren:
> Luca Vetterli: Au-delà du défi écologique, 14.11.2023, Pérolles 21, A140, 17:15
> Ann Blair: Une nouvelle technologie et de nouvelles méthodes de travail : l’imprimerie au XVIe siècle, et quelques parallèles avec aujourd’hui, 14.11.2023, Pérolles 21 / E140, 17:15 - 19:00
> Hans-Dieter Mutschler: Wider die falschen Alternativen - Die Theologie zwischen Naturalismus und Integralismus, 14.11.2023, Pérolles 21 / C120, 17:15
> Pascal Ancel: Les réformes du droit des obligations dans les trois pays du code civil (France, Belgique, Luxembourg). Méthodes et contenu. 14.11.2023, Pérolles 22 / Auditorium Joseph Deiss, 17:15
> Mark Musen: Knowledge engineering and cultural change to advance the way we do science, 16.11.2023, Pérolles 21 / A120, 15:30